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Johann Wilhelm Krause (1757–1828), der Erbauer der Universität in Tartu/Dorpat

Dorothee M. Goeze

ARCHIVALIA BALTICA ONLINE

Tartu/Dorpat zum Kulturhauptstadtjahr 2024

15. Ausgabe (Dezember 2024)


Richard Westrén-Doll und das Modell der Stadt Tartu/Dorpat

In der Diele des Brömsehauses, seit 1973 Quartier der deutschbaltischen Carl-Schirren-Gesellschaft in Lüneburg, steht seit 2022 ein Modell der Stadt Tartu/Dorpat. Dieses zeigt die Kulturhauptstadt Europas 2024 nach der Situation vom Anfang des 19. Jhs. Es wurde vor dem Jahre 2000 von Studierenden der Kunsthochschule Tartu/Dorpat angefertigt.

Initiator dieses Modells und sein maßgeblicher Ratgeber und Begleiter war Richard Westrén-Doll, geb. 1933 in Polli-Lilli/Pollenhof, bei Viljandi/Fellin, gest. 2011 in Lüneburg. Er war Architekt und Dipl.-Ing. In einem Nachruf auf ihn in den „Mitteilungen aus baltischem Leben“ (Nov. 2011, S. 7) heißt es: „Er prägte entscheidend über Jahrzehnte in den Vorständen und als stellvertretender Vorsitzender der Carl-Schirren-Gesellschaft und der Deutschbaltischen Kulturstiftung die deutschbaltische Kulturarbeit. Seiner Diplomatie und beharrlichen Durchsetzungsfähigkeit ist nicht nur die feste Verankerung im Brömsehaus, sondern in besonderem Maße die Gesamtplanung des umfassenden Projektes einer deutschbaltischen Abteilung im Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg zu verdanken. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes.“


Gewiss ist in diesem Zusammenhang auch das persönliche Interesse Westrén-Dolls zu erklären, Wissen über die baltische Kulturgeschichte anschaulich zu machen. So entstand die Idee, ein Modell der Stadt Tartu/Dorpat (100 x 100 cm) zu schaffen. Es zeigt die Stadt vom Embach bis zum Domberg, von der Markthalle bis zu den ersten Ausläufern des Botanischen Gartens im 19. Jahrhundert.

 



Johann Wilhelm Krause und das Hauptgebäude der Universität Dorpat

Gezeigt wird in diesem ABO ein Ausschnitt des vorgenannten Modells der Stadt Tartu/Dorpat, eines ihrer Wahrzeichen: das Hauptgebäude der Universität.


Nachdem die alte Universität Dorpat im Nordischen Krieg zwischen Russland und Schweden untergegangen war, wurde sie entsprechend den 1710 abgeschlossenen „Kapitulationen“ mit Peter d. Gr. und endgültig in den im Friedensvertrag von Nystat 1721 bestätigten Grundsätzen unter Zar Alexander I. 1802 als Kaiserlich-russische Universität mit deutscher Unterrichtssprache neu gegründet.


Der Architekt des neuen Universitätsgebäudes war Johann Wilhelm (von) Krause, geb. 1757 in Schlesien, gest. 1828 in Dorpat. Dorpat verdankt ihm nicht allein dieses Gebäude, sondern auch das Anatomicum, die Sternwarte, die Engelsbrücke, den Ausbau des Chors der Domruine zur Universitätsbibliothek u.a. Sein Leben und Werk spiegeln sich in seinen Erinnerungen, die Gottfried und Ute Maria Etzold (Dresden, früher Wolfenbüttel) seit dem Jahre 2000 herausgegeben haben und die in den online-Publikationen der Baltischen Historischen Kommission erschienen sind. Krause hat auch zeitlebens gezeichnet. So sollen die Illustrationen im Mellinschen Atlas von ihm stammen.


Friedrich August Ludolf Woltmann und seine Reisebeschreibung

Woltmann charakterisierte 1833 in seiner Beschreibung einer Reise nach St. Petersburg das Gebäude der Universität Tartu/Dorpat wie folgt: „Das neue Universitätsgebäude hat mehr Ernst als gefällige Schönheit“.


Dorothee M. Goeze

 

Literatur

Bosse, Heinrich: vgl. Etzold

Engelhardt, Roderich von: Die deutsche Universität Dorpat in ihrer geistesgeschichtlichen Bedeutung. München 1933.

Etzold, Gottfried u. Ute Maria (Hrsg.): Johann Wilhelm von Krause (1757-1828). Erinnerungen, einsehbar unter den online-Publikationen der Balt. Hist. Kommission. Vgl. zum Abschluss der Edition die ausführliche Vorstellung von Heinrich Bosse in: Forschungen zur baltischen Geschichte, Bd. 19 (2024), S. 203-207.

Kühnert, Ernst: Meisterwerk und Vorbild. Vor 150 Jahren: Neubau der Universität Dorpat. In: Baltische Briefe (129), Nr. 7, 1959, S. 6.

Literarischer Stadtspaziergang Dorpat: https://muuseum.tartu.ee/tartu-dorpat/

Mitteilungen aus Baltischem Leben, November 2011, S. 7.

Pullat, Raimo (Hrsg.): Tartu Ajalugu. Tallinn 1980. S. 138.

Selart, Anti u. Mati Laur: Dorpat/Tartu. Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt. Wien 2023, S. 115.

Üprus, Helmi: Tartu Riikliku Ülikooli peahoone. Главное здание Тартуского государственного университета. The main building of Tartu State University. Tallinn 1959.

Woltmann, Johann Friedrich August Ludolf: Beschreibung einer Reise nach St. Petersburg, Stockholm und Kopenhagen. Hamburg 1833, S. 60.



 

Mit diesem Foto aus einem Stadtmodell Tartu/Dorpat zur Zeit des 19. Jahrhunderts wollen wir einer so berühmten Bildungseinrichtung noch einmal zum Ende des Jahres, da die Stadt Tartu/Dorpat Kulturhauptstadt Europas war, gedenken.


Wir wünschen hiermit allen Lesern und Leserinnen unserer „Archivalia Baltica Online“ gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2025.

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